Leserbrief von Univ. Prof. Knoflacher:
Die Bürger haben ein Recht auf vollständige,
ausgewogene Information

 


Univ. Prof. Knoflacher

 

 

Analysiert man die Berichte der NÖN zur Umfahrung Klosterneuburg, so ergibt dies einen Einblick in die Taktik, mit der ein sachlich nicht argumentierbares Projekt durchgesetzt werden soll:

In der Nr. 51 der NÖN vom 18.12.2002 wird eine Variante zum Amtsprojekt vom Leiter der Großprojekte in Niederösterreich, Herrn Hofrat Dipl.-Ing. Gruber, abgelehnt. Dem Leser wird der Eindruck vermittelt, es gäbe zu diesem Zeitpunkt eine von mir vorgeschlagene Variante, die skizziert, analysiert und sorgfältig untersucht worden wäre.

Dazu stelle ich fest: Zu diesem Zeitpunkt hat das Amt der NÖ Landesregierung mit mir keinerlei Kontakt aufgenommen und konnte daher gar nicht wissen, welche Vorstellungen von mir bezüglich einer Lösung bestanden. Dies wurde auch in der Besprechung am 14. Jänner im Amt der NÖ Landesregierung offensichtlich, da der Zivilingenieur, der verschiedene Varianten zu skizzieren hatte, diesen Auftrag erst Wochen nach dieser Äußerung erhielt. Der „Kandidat“, nämlich die Lösungsvariante, wurde daher nicht nur in Abwesenheit, sondern in Unkenntnis „von vornherein“ zum Tode verurteilt, weil man das alte überholte Amtsprojekt durchboxen will und dabei auch vor Fehlinformation nicht zurückschreckt.

In der Nr. 4/2003 der NÖN wird wieder eine Variante verurteilt, die man mir unterschieben will, die von mir niemals vorgeschlagen wurde: eine Lösung im Bereich der Donauwarte. Allein die angeführten Gründe für die Ablehnung dieser Variante: Betroffenheit von Wohngebäuden oder Stau beweisen, dass dies nichts mit der von mir vorgeschlagenen Lösung zu tun hat.

Meine Lösung liegt im Bereich der Esso-Tankstelle, berührt keine Wohnhäuser, und was den Stau, der dort angesprochen ist, betrifft, weist die von mir vorgeschlagene Lösung eine ausreichende Leistungsfähigkeit auf, die bei sachkundiger Planung (wofür wieder mehrere Varianten möglich sind) die Leistungsfähigkeit der heutigen Kreuzungen auf der B14 überschreitet. Nach allen Regeln der anerkannten Wissenschaft und den praktischen Erfahrungen kann daher der behauptete Stau nicht entstehen, sosehr ihn sich die Vertreter des Amtsprojektes auch herbeisehnen.

Außerdem wird bei meiner Lösung das Baumax-Areal verschont. Meine Lösung hat auch den Vorteil, dass zum Unterschied vom favorisierten Amtsprojekt bei welchem der Schwerverkehr durch das Sachsenviertel gezogen wird, dieser schon vorher in das Gewerbegebiet abgeleitet wird. Mein Vorschlag passt daher zu den Beteuerungen der Politiker, die behaupten, dass durch eine Veränderung in der Verkehrsführung Klosterneuburg kein Zusatz- Durchzugsverkehr entstehen soll. Ihr Eintreten für die Amtstrasse beweist leider, dass sie es mit dieser Behauptung entweder nicht ernst meinen, oder falsch informiert sind.

Das Festhalten an der für das empfindliche Stadtbild und das System von Au und Wienerwald rücksichtslosen Amtsvariante lässt darauf schließen, dass man in Zukunft sowohl den Martinstunnel, mit allen Folgen für Klosterneuburg Kierling und Maria Gugging, bauen will, ebenso, wie die Donaubrücke nach Korneuburg. Sonst gibt es überhaupt keine sachlichen Argumente für dieses für die Stadt so nachteilige Projekt.

Die Behauptungen, dass die von mir vorgeschlagen Lösungen technisch und aus anderen Gründen nicht realisierbar sind, bin ich gewohnt, seit ich die Fußgeherzonen in der Wiener Innenstadt plante, die „die Innenstadt zum Absterben bringen werden“, den in Wien „niemals möglichen Radverkehr“. Oder die seinerzeitige Behauptung: „Die Eisenbahnunterführung beim Bahnhof Kierling ist technisch nicht möglich – und wenn, dann überhaupt nur für Pkw befahrbar“ musste ich mir seinerzeit anhören, als ich diese Lösung vorschlug, durch die seit vielen Jahren sogar der Autobus (zumindest erlebe ich es fast täglich) durchfährt ohne stecken zu bleiben. Die Verhältnisse im Bereich der Esso-Tankstelle und jenseits der Bahn sind viel einfacher als diese Lösung, wenn man eine qualifizierte Planung haben will.

Im Bereich des Sachsenviertels kann dann bei meinem Vorschlag auf der B14 ein Grünstreifen angeordnet werden, der die lärm- und abgasgeplagten Einwohner zusätzlich schützen könnte – aber das will offensichtlich niemand.

Die veröffentlichte Information zur Umfahrung Klosterneuburg ist daher unrichtig und entspricht auch nicht dem Besprechungsergebnis vom 14. Jänner dieses Jahres, über das es ein Faktenprotokoll gibt.

Soll die Bevölkerung falsch informiert werden, nur weil man zu bequem ist, sich mit einer stadtverträglicheren Lösung ernsthaft auseinanderzusetzen, oder verfolgt man andere Interessen, um die Bürger scheibchenweise kleinzukriegen? Allein das UVP-Gesetz und die EU lassen eine „Stückelung“ eines Projektes nicht zu.

Warum sagt man nicht offen, dass man die Absicht hat Klosterneuburg für die Verkehrsinteressen aus dem Tullnerfeld herzurichten und eine Hauptverkehrsschneise durch den Wienerwald vorzubereiten?

Noch gibt es die Möglichkeit einer weit besseren Lösung für die Bewohner des Sachsenviertels. Es gibt auch eine weit bessere Lösungsmöglichkeit für die Anbindung des Gewerbegebietes, ohne Beeinträchtigung von Wohngebäuden und Stauerscheinungen, die von den Gegnern dieser Lösung herbeigeredet werden. Es gibt auch noch Lösungen, die die niederösterreichische Raumordnung verbessern können, den zum Wienerwald und der Au passenden Radverkehr und den Tourismus in Klosterneuburg fördern werden, wenn man sie realisiert. Es gibt vor allem aber eine viel bessere Lösung für die Stadt, die Wirtschaft und die Bewohner Klosterneuburgs, eine bessere Lösung als das Durchziehen eines brutalen Asphalt- und Betonbandes durch das sensible stadtnahe Au- und Erholungsgebiet. Dazu müsste man sich allerdings von der Hypothek rückwärtsgewandter Planungsideologie, die auf dem heutigen Amtsprojekt lastet, befreien.