
Der Meinungs-Hunderter

Was nichts kostet, ist nichts wert. Das trifft meines Erachtens auch auf viele Meinungsäußerungen beispielsweise auf Facebook zu. Offenbar nehmen sich einige WutbürgerInnen nicht die geringste Zeit, über die Sinnhaftigkeit ihrer Postings nachzudenken, geschweige denn Fakten zu recherchieren. Dementsprechend "hochwertig" fallen die emotionalen Stellungnahmen dann gelegentlich aus.
Das Prinzip der Meinungsfreiheit ist andererseits natürlich vollkommen berechtigt und steht, auch als verfassungsmäßig garantiertes Grundrecht, nicht zur Disposition. Man sollte sich aber bewusst sein, dass es eben Grenzen hat und haben muss.
So kann ein Schüler ein "Nicht genügend" bei einer Mathematikschularbeit wohl kaum erfolgreich als Verletzung der Meinungsfreiheit bekämpfen, weil nach dieser 2+2 eben 7 war. Auch Beleidigungen mögen Ausdruck einer Meinung über eine andere Person sein, können aber nichtsdestotrotz strafrechtliche Folgen nach sich ziehen, weshalb man immer kurz nachdenken sollte, bevor man abfällige Äußerungen tätigt. Es ist Teil des Erwachsenwerdens zu lernen, wann man sich zu beherrschen hat, auch und vor allem im Internet, wo die Hemmschwellen oft bedenklich "tiefgelegt" sind.
Einen Meinungs-Hunderter könnte ich mir gut als Anreiz zum "Hirneinschalten" vorstellen, praktisch eher als "running gag" oder Warnhinweis denn als reale Strafe. Den Menschen sollte bewusst sein, dass es (auch finanziell) nachteilige Folgen haben kann, wenn man einen Blödsinn verzapft. Konkret könnten einige Diskussionen dann folgendermaßen ablaufen:
Vorwurf: "Ihr Grüne habt da so unsinnige Bodenschwellen bauen lassen, deshalb kann man euch nicht wählen."
Antwort: "Sie wissen aber schon, dass man in der Politik Mehrheiten braucht, mit 28% im Bund ist man noch nicht Volkskanzler und mit 20% im Gemeinderat kann man keine Bodenschwellen alleine beschließen."
"Ach so, so genau kenne ich mich da nicht aus..."
"Bitte weiterbilden oder zurückhalten, Meinungs-Hunderter, zwinker zwinker!"
Oder: "Ihr informiert die WählerInnen zu wenig über Eure Themen, das ist ungeschickt."
Antwort: "Naja, wir haben das auf unserer Homepage publiziert..."
"Im Internet schaue ich nicht nach..."
"...und in der NÖN..."
"Die lese ich nicht!"
"Bezirksblätter? Die sind gratis! Und unsere postalische Wahlkampfbroschüre..."
"Hau ich alles gleich weg!"
"Und letztens in der Diskussion der Spitzenkandidaten haben wir auch..."
"Zu so was gehe ich doch nicht hin, interessiert mich nicht!"
"Aha, sie informieren sich nicht, aber trauen sich ein Urteil über unsere Arbeit zu? Danke, Meinungs-Hunderter! Zwinker"
Oder: Wir verstehen ja, dass du wegen beruflicher Verpflichtungen unseren Chor nicht mehr leiten willst, aber wir sind trotzdem sauer, denn das hättest du uns ja bereits am Ende des Sommersemesters mitteilen können..."
Ich: "Entschuldigung, ich habe das Angebot am 29. August erhalten und euch sofort vier Alternativen zu den Montagsproben vorgeschlagen ... und den Chor immerhin 17 Jahre gratis betreut..."
"Trotzdem!"
Meinungs-Hunderter, oder wie der leider viel zu jung verstorbene Weidlinger Pfarrer Hugo es mit seinem norwegischen Charme gerne auszudrücken pflegte: "Oidaaaahhh...!"
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